Wolfgang Amadé Mozart
1756–1766: Wunderkindjahre
Am 27. Januar 1756 kam Wolfgang Amadé Mozart als siebtes und letztes Kind des Salzburger Hofmusikers Leopold Mozart (1719–1787) und seiner Ehefrau Anna Maria, geb. Pertl (1720–1778), zur Welt (Taufname: Johannes Chrysostomus Wolfgang Theophilus). Außer ihm überlebte nur die 5 Jahre ältere Schwester Maria Anna, genannt Nannerl (1751–1829). Seine außergewöhnliche Begabung konnte Wolfgangs bereits im Alter von 5 bis 6 Jahren an den Höfen in Salzburg, München und Wien unter Beweis stellen. Die Erfolge ermutigten Leopold zu einer ausgedehnten Konzertreise, bei der beide Kinder musikalisch auftraten, Wolfgang zunehmend auch als Komponist. Sie führte zwischen Juni 1763 und Dezember 1766 u. a. nach Paris, London, Den Haag und durch den Süden und Westen Deutschland sowie durch die Schweiz.
Stammbaum der Familie Mozart
Leopold Mozart und Anna Maria hatten sieben Kinder, von denen fünf das Säuglingsalter nicht überlebten.
Maria Anna (“Nannerl”) lebte von 1751 bis 1829. Aus ihrer Ehe mit Johann Baptist Franz von Berchthold zu Sonnenburg gingen zwei Kinder hervor.
Wolfgang Amadé Mozart wurde am 27. Jänner 1756 geboren. Aus seiner Ehe mit Constanze Weber (1762 bis 1842) gingen zwei Söhne hervor. Wolfgang Amadé Mozart starb im Alter von 35 Jahren am 5. Dezember 1791.
Die Familie Mozart
Wolfgang Amadé Mozart stammte aus einer hoch musikalischen Familie. Er und seine Schwester wurden vom Vater, der selbst Komponist war, schon früh musikalisch unterrichtet. Insgesamt galt seine Familie als wohlhabend.
In der Stiftung Mozarteum befindet sich ein beachtlicher Teil des Briefwechsels von Wolfgang Amadeus Mozart und seiner Familie, der Aufschluss gibt über die Beziehungen der Familienmitglieder und das Schaffen Mozarts.
Leopold Mozart gehört zweifelsohne zu den interessantesten und vielseitigsten Persönlichkeiten seiner Zeit: produktiver Komponist, langjähriger Hofmusiker und Geiger, Vizekapellmeister, geschickter Notenstecher, Notenkopist, erfolgreicher Pädagoge, kluger Erzieher und Förderer seiner begabten Kinder, angesehener Schriftsteller und Gelehrter, aufmerksamer Beobachter, exzellenter Briefschreiber, liebevoller Ehemann und sorgender, bisweilen belehrender Familienvater, geselliger Gastgeber, gebildeter Leser, sammelnder Kunstfreund, leidenschaftlicher Theater- und Opernbesucher, intelligenter Networker, zielstrebiger Organisator, umsichtiger Reisemanager und Konzertveranstalter, gläubiger Katholik, Freimaurer, provokanter Untertan, Freigeist und Mann der Aufklärung, Unterstützer von Musikerwitwen.
Leopold Mozart wurde am 14. November 1719 in Augsburg geboren und am gleichen Tag in der Stiftskirche St. Georg getauft. Er war der älteste Sohn des Buchbindermeisters Johann Georg Mozart und dessen Frau Anna Maria, geborene Sulzer. Leopold Mozart erhielt in jungen Jahren eine profunde humanistische Ausbildung am Jesuitenkolleg St. Salvator, möglicherweise mit dem Ziel eines Theologiestudiums. Dort erlernte er wohl auch das Violin- und Orgelspiel. Einige Monate nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1736 verließ Leopold seine Heimatstadt und ging nach Salzburg, um an der Philosophischen Fakultät der Benediktiner Universität zu studieren. Wegen seiner unregelmäßigen Besuche wurde er jedoch nach weniger als zwei Jahren von der Universität verwiesen.
Im Grafen Thurn-Valsassina und Taxis fand er einen Förderer, der ihn als Kammerdiener und Geiger in seine Dienste nahm. 1743 wurde Leopold Mozart Mitglied der Salzburger Hofmusikkapelle und brachte es bis zum zweiten Violinisten (1758) und schließlich zum Vizekapellmeister (1763).
1747 heiratete Leopold Anna Maria Pertl und wohnte mit ihr am Löchelplatz im 3. Stock des Hagenauerhauses (heute Getreidegasse 9). Ihre sieben Kindern, von denen nur zwei– Maria Anna, genannt Nannerl, und Wolfgang Amadé –überlebten, wurden hier geboren. Im Herbst 1773 zog die Familie in das Tanzmeisterhaus am Hannibalplatz (heute Mozart-Wohnhaus, Makartplatz 8).
Leopold Mozart galt nicht nur als liebender Ehemann und fürsorglicher Vater, sondern wurde von seinen Zeitgenossen auch als Komponist und Musiklehrer sowie als vielseitig gebildete und gesellige Persönlichkeit sehr geschätzt. Als Verfasser der Violinschule (1756) erwarb er sich europaweiten Ruhm, der bis heute andauert.
Anna Maria Walburga Pertl wurde am 25. Dezember 1720 als Tochter des fürsterzbischöflichen Pflegers (Verwalter) Wolfgang Nikolaus Pertl in St. Gilgen am Wolfgangsee geboren. Nach dem frühen Tod ihres Vaters zog sie mit ihrer Mutter und ihrer älteren Schwester, die bald darauf verstarb, nach Salzburg. Bis zu ihrer Heirat mit dem fürsterzbischöflichen Hofgeiger Leopold Mozart im November 1747 lebte sie in ärmlichen Verhältnissen und war auf das vom Erzbischof gewährte Gnadengeld angewiesen.
In den ersten neun Ehejahren brachte sie sieben Kinder zur Welt, von denen nur zwei das Erwachsenenalter erreichten. Diese beiden, Maria Anna (Nannerl), und der um fünf Jahre jüngere Wolfgang Amadé, sollten ihr Leben entscheidend beeinflussen.
Dank des beruflichen Aufstieges ihres Mannes und dessen unermüdlichen Wirkens für die Förderung und Entwicklung der beiden talentierten Kinder war auch das Leben von Anna Maria Mozart geprägt von Reisen durch Europa, von Musik, Kunst und Kultur und von Begegnungen mit gekrönten Häuptern sowie Vertretern des höchsten Adels. Mozarts Mutter konnte lesen und schreiben – für eine Frau der damaligen Zeit keine Selbstverständlichkeit. Als sich Leopold mit Wolfgang in Italien aufhielt, beauftragte er sie mit verschiedenen Geschäften, etwa dem Verkauf seiner in ganz Europa gefragten Violinschule.
Anna Maria Mozart liebte wie ihre Tochter auch modische Kleidung und Accessoires. Und natürlich nahm sie auch an allen häuslichen Vergnügungen wie Kartenspielen oder Bölzlschießen (Luftgewehrschießen) teil.
Anna Maria Mozart sorgte dafür, dass der Künstlerhaushalt gut funktionierte und das Zusammenleben der Familie harmonisch verlief. Sie verstand es mit ihrem ausgleichend-humorvollen Ton, die Stimmung in der Familie auch in schwierigen Situationen zu wahren. Mit viel Verständnis und Geschick meisterte sie den Spagat zwischen dem bisweilen dickschädeligen Gatten einerseits und dem genialen, aber wirklichkeitsfremden Sohn Wolfgang Amadé andererseits.
Ihre Ehe darf getrost eine Liebesheirat genannt werden, in Salzburg hielt man Anna Maria und Leopold für das „schönste Paar Eheleute“. Leopold Mozart hat sich stets liebevoll über seine Gattin, „die ehrlichste Frau und beste Mutter“, geäußert. Seinem Sohn schrieb er einmal: „deine liebe seel:[ige] Mutter war von Kindheit an bekannt und aller Orten geliebt, dann sie war mit allen freundlich und beleidigte keinen Menschen.“
Es gibt nur wenig hinterlassene Selbstzeugnisse von Anna Maria Mozart. Ihre einzigen erhaltenen Briefe stammen aus dem letzten Lebensjahr, von der Reise, die sie 1777/78 allein mit dem Sohn nach Mannheim und Paris unternahm und von der sie nicht mehr zurückkehrte. Anna Maria Mozart verstarb am 3. Juli 1778 im Alter von 57 Jahren nach kurzer Krankheit in Paris.
Maria Anna Walpurga Ignatia („Nannerl“) Mozart wurde in der Nacht vom 30./31. Juli 1751 als viertes und erstes überlebendes Kind des Hofviolinisten Leopold Mozart (1719-1787) und seiner Gattin Anna Maria Walpurga (geb. Pertl, 1720-1778) in Salzburg geboren.
Maria Anna erhielt bei ihrem Vater schon mit 8 Jahren Klavierunterricht und inspirierte damit auch ihren 5 Jahre jüngeren Bruder Wolfgang Amadé (1756-1791). Das heute sogenannte Nannerl-Notenbuch, das Leopold 1759 anlegte, diente beiden Kindern ab 1759 als Klavierschule und nahm später auch die ersten Kompositionen von Wolfgang auf.
Zwischen 1762 und 1768 reiste die ganze Familie Mozart durch große Teile Westeuropas und hielt sich mehrfach in Wien auf. Leopold erteilte beiden Kindern professionellen Musikunterricht und vermittelte ihnen eine gute Allgemeinbildung und Fremdsprachenkenntnisse. Auf den Reisen traten beide Wunderkinder musikalisch, vor allem am Klavier, auf.
Mozarts ältere Schwester war eine begabte Pianistin, die auch die schwierigsten Kompositionen ihres Bruders meisterte. Sie war in Salzburg eine gefragte Klavierlehrerin und spielte auch als Erwachsene in öffentlichen Konzerten. Obwohl Vater und Bruder sie zu motivieren suchten, hat sie nur wenig komponiert. Leider ist kein einziges dieser Stücke erhalten geblieben.
Am 6. März 1842 verstarb Constanze Mozart (geborene Weber, in zweiter Ehe verheiratete Nissen) im Alter von 80 Jahren in Salzburg. Sie war von 1782 bis 1791 die Ehefrau von Wolfgang Amadé Mozart.
Constanze Mozart, deren Schwestern Aloisia und Josepha als professionelle Sängerinnen tätig waren, hatte ebenfalls musikalisches Talent. Sie sang und spielte Klavier – abgesehen von ihrer Mitwirkung im Oktober 1783 in Salzburg bei der c-Moll-Messe in St. Peter – zu Lebzeiten ihres ersten Mannes aber nur im privaten Bereich. 1795/96 ging sie mit ihrer Schwester Aloisia auf eine ausgedehnte Konzertreise, die sie bis nach Hamburg führte. Dabei trat sie in Benefizkonzerte zu ihren Gunsten als Sängerin von Werken Mozarts auch öffentlich in Erscheinung.
Nach Salzburg kam Constanze, inzwischen verheiratete Nissen, im August 1824, wo sie bis zu ihrem Tod lebte. Hier setzte sie sich engagiert für die Fertigstellung der ersten umfangreichen Mozart-Biographie ein, die Georg Nikolaus Nissen bei seinem Tod 1826 unvollendet hinterlassen hatte. Das Buch erschien Anfang 1829.
Später unterstützte sie auch die Errichtung des Salzburger Mozart-Denkmals und ebenso die Gründung des Dommusikvereines und Mozarteums, dem sie ein wertvolles Mozart-Autograph, verschiedene gedruckte Musikalien, Bücher sowie Geld spendete.
Constanze Mozart wurde in Salzburg von zahlreichen Mozart-Verehrern aufgesucht, darunter der italienische Opernkomponist Gaspare Spontini, das englische Ehepaar Novello und der deutsche Geiger Louis Spohr.
An ihren Begräbnisfeierlichkeiten auf dem St. Sebastianfriedhof am 8. März 1842 nahmen Repräsentanten der Stadt, Mitglieder des Denkmal-Comités und des Dommusikverein und Mozarteums teil. Einen Tag später spielte man zu Ehren Constanze Mozarts in der Kirche St. Sebastian das Requiem ihres Mannes.
Am 21. September 1784 wurde Carl Thomas Mozart als zweites von sieben Kindern von Wolfgang Amadé Mozart und seiner Ehefrau Constanze, geb. Weber, in Wien geboren. Nur er und sein sieben Jahre jüngerer Bruder Franz Xaver Wolfgang überlebten die Kinderjahre. Nach dem Tod des Vaters wurde er von 1792 bis 1797 von Freunden der Familie in Prag aufgezogen. Bereits mit 13 Jahren kam er nach Livorno in der damals noch habsburgischen Toskana und absolvierte dort eine Handelslehre. Von 1805 an studierte er in Mailand Musik. Er gab das Studium aber 1810 auf und wurde Übersetzer und arbeitete in der staatlichen Buchhaltung. Gemeinsam mit seinem Bruder nahm Carl Thomas 1842 an den Feierlichkeiten zur Errichtung des Mozart-Denkmals in Salzburg teil; beide förderten durch Schenkungen und Nachlassverfügungen (darunter der Familienbriefwechsel) die Aktivitäten des Dommusikverein und Mozarteums, des Vorläufers der Stiftung Mozarteum Salzburg.
Aus dem Besitz von Carl Thomas, der am 31. Oktober 1858 in Mailand ohne Nachkommen starb, stammen insbesondere Mozarts originales Hammerklavier und die meisten Originalporträts von Mitgliedern der Familie Mozart.
Am 26. Juli 1791 wurde Franz Xaver Wolfgang Mozart als letztes von sieben Kindern von Wolfgang Amadé Mozart und seiner Ehefrau Constanze, geb. Weber, in Wien geboren. Nach dem Tod des Vaters blieb er zunächst in Wien, wurde dann aber ab 1795 wie schon sein Bruder Carl Thomas für einige Jahre in Prag aufgezogen. Seine Mutter Constanze und ihr damaliger Freund und späterer zweiter Ehemann Georg Nikolaus Nissen bestimmten ihn zum Musiker und ließen ihn ab etwa 1800 in Wien bei den besten Meistern, darunter Sigismund Neukomm, Johann Andreas Streicher und Antonio Salieri, zum Pianisten und Komponisten ausbilden. Er entzog sich dem wachsenden Druck, ein zweiter Wolfgang Amadé Mozart zu werden, indem er bereits mit 16 Jahren eine Stelle als privater Musiklehrer in Podkamien (Galizien, heute Ukraine) annahm. Ab 1813 wirkte er als freischaffender Künstler in Lemberg und blieb dort, von einer großen Konzertreise in den Jahren 1819 bis 1821 abgesehen, bis 1838. Die letzten Lebensjahre verbrachte er in Wien. Er starb unverheiratet am 29. Juli 1844 bei einem Kuraufenthalt zur Behandlung eines Magenleidens in Karlsbad.
Franz Xaver Wolfgang Mozart war ein beachtlicher Konzertpianist; er komponierte auch, vor allem Klaviermusik und Lieder, wobei die Mehrzahl seiner Werke zwischen 1804 und etwa 1822 entstand. Als Vermächtnis hinterließ er dem Dommusikverein und Mozarteum in Salzburg das Clavichord und viele autographe Fragmente seines Vaters sowie seine eigene musikalische Bibliothek; seine Freundin und Universalerbin Josephine Baroni-Cavalcabò schenkte dem Verein später auch den größten Teil seiner eigenen Kompositionen.
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Mozarts Leben ist, wenn es auch kurz war, sehr reich an spannenden Geschichten und amüsanten Anekdoten. Einige von ihnen haben wir aufgegriffen und als kurze Videos in Szene gesetzt.
Die großen Mozart-Opern
22 Bühnenwerke hat Mozart geschrieben. Zu seinen berühmtesten gehören zweifellos die Opern des “Da-Ponte-Zyklus” (Le Nozze di Figaro, Così fan tutte und Don Giovanni) sowie Die Zauberflöte, die erst kurz vor seinem Tod uraufgeführt wurde.
Idomeneo KV 366 gilt als die erste der „sieben großen Opern“ von Wolfgang Amadé Mozart.
Die Oper entstand im Herbst und Winter 1780 in Salzburg und München und wurde am 29. Januar 1781, 2 Tage nach Mozarts 25. Geburtstag, im Münchner Cuvilliés-Theater uraufgeführt.
Mozart leitete die ersten Aufführungen selbst vom Cembalo aus; um die Bassstimme im dunklen Opernhaus gut lesen zu können, hat er sie in seiner Kompositionspartitur besonders groß und deutlich geschrieben.
Unter all seinen Opern schätzte Mozart Idomeneo mit am höchsten; dennoch wurde sie nur noch ein einziges Mal in seinem Leben, bei einer Liebhaberaufführung im März 1786 in Wien, gespielt.
Zu einem emotionalen Abschied unter Tränen kam es am Ende von Mozarts letztem Aufenthalt in Salzburg im Oktober 1783, als Mozart mit seinem Vater Leopold, seiner Schwester Maria Anna und seiner Frau Constanze das Quartett „Andró ramingo“ aus Idomeneo sang. Das Quartett handelt vom Prinzen Idamante, der von seinem Vater Idomeneo, seiner heimlichen Braut Ilia und ihrer Nebenbuhlerin Elettra Abschied nimmt, um gegen das Meerungeheuer, das Kreta bedroht, in den Kampf zu ziehen, um für sein Vaterland zu siegen oder zu sterben.
Zentraler Inhalt des Stücks ist Kritik an der Willkürherrschaft des Adels. Auch der Kaiser Joseph II. war als Vertreter des aufgeklärten Absolutismus für eine Beschränkung der Privilegien des Adels. So kam ihm die Oper mehr oder weniger gerade recht, um etwaige Missstände hinsichtlich des Adels aufzuzeigen und zu bekämpfen.
Das Stück ist keine Kritik an der aufklärerischen Idee, welche von Joseph II verfolgt wurde. Ganz im Gegenteil – Joseph II. setzte Theater als moralische Anstalt, als „Schule der Sitten“ (nicht politisch konnotiert) für das Volk, ein. Was auf keinen Fall im Theater erlaubt war, waren Verstöße gegen jeglichen Anstand und öffentliche Moral. Anzügliche Rollen, Anspielungen oder verwerfliche Szenen waren auf der Bühne nicht gestattet, da das Theater das Volk „zu bilden“, hatte.
Die deutsche Übersetzung der Komödie von Baumarchais La folle journée ou le mariage de Figaro wurde durch Johann Rautenstrauch für Schikaneders Theatergruppe angefertigt. Wie seine französische Vorlage enthielt die deutsche Übersetzung zahlreiche anzügliche Anspielungen und wurde daher nur als Buch für Gebildete gedruckt, nicht aber als Theaterstück für das Volk zugelassen, da dies die Idee des Theaters als Schule der Sitten für das Volk widersprochen hätte. Mit ihrer poetischen und musikalischen Adaption des Theaterstücks von Beaumarchais für eine italienische Oper haben Da Ponte und Mozart geschafft, sämtliche Doppeldeutigkeit und Obszönitäten im ursprünglichen Text so geschickt zu kaschieren, dass diese nicht mehr offensichtlich waren und die Oper, anders als deren Darstellung als Theaterstück durch Schickaneder, die Zensur des Kaisers passieren konnte.
In der Zeit der Aufklärung ist das Ius primae noctis, das angebliche Recht eines Feudalherren, bei der Heirat seiner Untertanen die erste Nacht mit der Braut zu verbringen, verpönt. Der Conte Almaviva hat in seiner Grafschaft diese Rechtgepflogenheit aus Feudalzeiten entsprechend abgeschafft, doch er selbst will sich nicht daran halten: Bei der anstehenden Hochzeit seines Kammerdieners Figaro möchte er die erste Hochzeitsnacht mit dessen Braut Susanna, der Kammerzofe der Gräfin, verbringen. Um die Pläne des Grafen zu durchkreuzen, fädeln die Gräfin und Susanna eine raffinierte List ein, in der sie den Grafen vorführen wollen. Susanna tut so, als ob sie den Avancen des Grafen nachgeben würde, und lädt ihn zu einem Rendezvous ein; doch an seiner Stelle wird die Gräfin, als Susanna verkleidet, erscheinen. Als Figaro von Susannas Einladung an den Grafen erfährt, zweifelt er an die Treue seiner Braut, schwört Rache und entscheidet, sie beim Stelldichein mit dem Grafen der Untreue zu überführen. Beim Rendezvous nachts im Garten glaubt der Graf, Susanna vor sich zu haben und macht ihr Komplimente, wie schön sie sei und wie weich doch ihre Haut ist, und schenkt ihr schließlich einen Ring. Allerdings sitzt nicht Susanna vor ihm, sondern seine eigene Frau, die Gräfin, verkleidet als Susanna. Parallel dazu trifft Figaro in den Garten ein, um seine Braut in flagranti mit dem Grafen erwischen zu können und bloßzustellen. Um Figaros Vertrauensmangel und Eifersucht zu bestrafen, erscheint Susanna aber wiederum als Gräfin verkleidet. Doch anders als der Graf, der seine Frau in Susannas Kostüm nicht erkannt hat, identifiziert Figaro die verkleidete Gräfin sofort als seine Braut Susanna. Um Susanna ihren Streich heimzuzahlen, tut er so, als ob er Susanna nicht erkannt hätte und gleich eine Affäre mit der vor ihm stehenden Gräfin beginnen möchte. Nachdem Susanna und Figaro Frieden geschlossen haben, entscheiden sie, die Komödie zu Ende zu spielen und den Grafen endgültig hinters Licht führen: Figaro turtelt in aller Öffentlichkeit mit der vermeintlichen Gräfin herum. Der Graf ist außer sich vor Eifersucht und brüllt, dass ihm seine Frau betrügen würde. Die vermeintliche Gräfin gibt sich zu erkennen – erst jetzt wird dem Grafen bewusst, dass es sich hierbei nicht um die Gräfin handelt, sondern um Susanna, die mit ihrem geliebten Figaro rumturtelt, und dass bei der Susanna, mit der er das Rendezvous hatte, in Wirklichkeit um die Gräfin handelt. Der Graf entschuldigt sich bei der tatsächlichen Gräfin für den (noch nicht vollzogenen Ehebruch. Zum Schluss verzeiht die Gräfin dem Grafen und nimmt dessen Entschuldigung an.
Aus der Reihe “Sommers Weltliteratur” können Sie sich hier eine humorvolle zehnminütige Einführung zur Oper mit dem Playmobil-Mozart ansehen.
Der Prager Operndirektor Pasquale Bondini hatte ein besonderes Gespür für bühnenwirksame Stoffe. Schon wenige Monate nach der Wiener Uraufführung übernahm er Mozarts Le nozze di Figaro und war damit so erfolgreich, dass er den Komponisten nach Prag einlud, um die Oper dort selbst zu dirigieren. Bondini erteilte ihm bei seinem Besuch Anfang 1787 auch den Auftrag für eine neue Oper die, was damals noch niemand ahnen konnte, ein noch größerer Triumph werden sollte. Mozart und sein Librettist Lorenzo Da Ponte wählten den „zeitlosen“ Don Giovanni-Stoff aus, der seit dem 17. Jahrhundert als Theaterstück und als Oper immer wieder auf die Bühne gebracht worden war.
Als Premierentermin war der 14. Oktober 1787 angesetzt, um Erzherzogin Maria Theresia Josepha von Österreich und ihren Ehegatten Anton von Sachsen auf der Durchreise nach Dresden zu ehren. In einem Brief an seinen Wiener Freund Gottfried von Jacquin musste Mozart am 15. Oktober jedoch mitteilen:
„Sie werden vermutlich glauben, daß nun meine Oper schon vorbey ist – doch da irren sie sich ein bischen; Erstens ist das hiesige theatralische Personale nicht so geschickt wie das zu Wien, um eine solche Oper in so kurzer Zeit einzustudieren. Zweitens fand ich bei meiner Ankunft so wenige Vorkehrungen und Anstalten, daß es eine blosse unmöglichkeit gewesen seyn würde, Sie am 14te als gestern zu geben; – Man gab also gestern bei ganz illuminirten Theater meinen Figaro, den ich selbst dirigierte […].“
„Don Giovanni“ wurde schließlich 14 Tage später, am 29. Oktober 1787, im Gräflich Nostitzschen Nationaltheater in Prag erstmals aufgeführt.
„Don Giovanni“ ist nach „Le nozze di Figaro“ die zweite Oper, bei der Mozart gemeinsam mit Lorenzo Da Ponte arbeitete; 1790 folgte noch „Così fan tutte“. Mozart und Da Ponte haben „Il dissoluto punito ossia Il Don Giovanni“ trotz der düsteren Szenen als ein „Dramma giocoso“ angesehen, Mozart hat „Don Giovanni“ in seinem eigenhändigen Werkverzeichnis sogar als „Opera buffa“ bezeichnet. Die Musik fällt im Vergleich zu „Le Nozze di Figaro“ aber an vielen Stellen dramatischer, dunkler und düsterer aus. Schon die Ouvertüre beginnt für eine Opera buffa ungewöhnlich – in d-Moll – und weist damit auf das Ende des „Bestraften Wüstlings“ voraus. Die Ouvertüre soll Mozart übrigens wenige Tage vor der Uraufführung in einer einzigen Nacht niedergeschrieben haben.
„Don Giovanni“ war in der Romantik die Mozart Oper schlechthin und erfreut sich heute noch großer Beliebtheit – nicht nur bei den Künstlern*innen, sondern auch beim Publikum.
In unserer Online-Edition der Mozart-Briefe und -Dokumente gibt es den ganzen Brief von Mozart an Gottfried Freiherrn von Jacquin es zum Nachlesen.
Die Partitur kann man in der NMA Online unter der KV-Nummer 527 oder unter dem Suchbegriff Don Giovanni aufschlagen:
Weitere Anregungen, wie zum Beispiel die Erstausgabe der Partitur von 1801, sind in unserer digitalen Bibliothek zu finden.
„Così fan tutte“ KV 588 ist eine Oper in zwei Akten von Wolfgang Amadé Mozart, welche am 26. Januar 1790 im „alten“ Wiener Burgtheater am Michaelerplatz uraufgeführt wurde. Das Libretto stammt erneut von Lorenzo Da Ponte. Es sollte das letzte Mal sein, dass Da Ponte das Textbuch für eine Mozart-Oper schrieb.
Die Jahre 1789/90 waren für Mozart und seine Frau Constanze sehr durchwachsen. Constanze kränkelte andauernd, sie brauchte Kuren und diese kosteten Geld. Geld, das Mozart nicht hatte. Mehr als einmal musste er in dieser Zeit seinen Freund Johann Michael Puchberg bitten, ihm etwas zu leihen. Immerhin erhielt Mozart in Wien endlich wieder einen Opernauftrag, wahrscheinlich von Kaiser Joseph II. Das war die Geburtsstunde der Oper „Così fan tutte o sia La scuola degli amanti“ („So machen es alle Frauen oder Die Schule der Liebenden“).
Die Oper erzählt die Geschichte von zwei jungen Offizieren, Ferrando und Guglielmo, die von dem zynischen Don Alfonso verleitet werden, eine Wette auf die Treue ihrer Verlobten Dorabella und Fiordiligi abzuschließen. Bald darauf ziehen die jungen Offiziere scheinbar in den Krieg und kehren dann als exotische Kavaliere verkleidet zu den Damen zurück. Die vermeintlich fremden Kavaliere umschwärmen die beiden Schwestern Dorabella und Fiordiligi. Zur Verwunderung und anfänglichen Beruhigung der Kavaliere erweisen sich die beiden Schwestern aber als standhaft; sie ignorieren alle Annäherungsversuche der fremden Männer. Die beiden „erfolglosen“ Liebhaber fahren nun stärkeres Geschütz auf und täuschen einen Selbstmordversuch aus verschmähter Liebe vor. Sie werden jedoch von der als Arzt verkleideten Zofe ins Leben zurückgerufen und Dorabella und Fiordiligi zur Pflege überlassen…
Die ersten Aufführungen von Così fan tutte in Wien dirigierte Mozart selbst. Es war damals üblich, dass ein Komponist wenigstens die ersten Aufführungen eines Auftragswerks selbst leitete. So schrieb Mozart in einem Brief aus dem Jahr 1790 an seinen Freund Johann Michael Puchberg folgende Zeilen:
„Liebster Freund und O. Br. – Ich bin hier um meine Opera zu dirigiren – Meiner Frau geht es um ein weniges besser. – Sie fühlt schon ein Bischen Linderung, sie wird aber 60mal baden müssen – und das Spätjahr wieder hinaus wandern müssen […]“
Hier findet man den ganzen Brief vom Juni 1790 an Johann Michael Puchberg zum Nachlesen.
Hier besteht die Möglichkeit, das Libretto zu „Così fan tutte“ KV 588anzusehen.
Hier geht es zur Neuen Mozart-Ausgabe, wo man die Oper ansehen und auch anhören kann.
Mehr über Mozarts Opern gibt es in der Digitalen Mozart-Edition.
Am 30. September 1791, vor 230 Jahren, wurde Die Zauberflöte auf einer Wiener Vorstadtbühne, dem Theater auf der Wieden, zum ersten Mal aufgeführt. Wer kennt nicht Papagenos Liedchen „Der Vogelfänger bin ich ja“ oder die atemberaubende Arie der Königin der Nacht?
Das auf dem Gelände des sogenannten Starhemberg’schen Freihauses in Wien bestehende Theater war seit 1789 an den schillernden Opernimpresario Emanuel Schikaneder verpachtet. Mozart und Schikaneder waren sich erstmal 1780 in Salzburg begegnet, wo dieser mit seiner reisenden Schauspiel- und Operntruppe für einige Monate Station gemacht hatte. Die Zauberflöte gehört mit ihrer märchenhaften Handlung, die stark von freimaurerischen Gedanken geprägt ist, in ein heute sonst völlig vergessenes Repertoire an komischen, aber damals höchst populären Singspielen. Die Uraufführung war ursprünglich bereits für den Sommer 1791 geplant; Mozart hat das Werk schon „im Jullius“ in sein eigenhändiges Werkverzeichnis eingetragen. Doch kam der ehrenvolle Auftrag für die Prager Festoper La clemenza di Tito dazwischen, die dort am 5. September 1791 anlässlich der Krönungsfeierlichkeiten von Leopold II. aufgeführt wurde. Erst nach der Rückkehr aus Prag hat Mozart den Priestermarsch im 2. Akt und die Ouvertüre zur Zauberflöte niedergeschrieben. Mozart leitete, wie damals üblich, die allerersten Aufführungen vom Klavier aus selbst; seine Schwägerin Josepha Hofer übernahm die Partie der Königin der Nacht, Schikaneder den Papageno (dessen Rolle er durch improvisierte Verse immer wieder abwandelte). Als Pamina trat Anna Gottlieb auf, die fünf Jahre zuvor mit gerade einmal 12 Jahren die Barbarina in Le nozze di Figaro verkörpert hatte. Mozart hat fast jede weitere Aufführung mit Freunden und Verwandten besucht, ehe er Mitte November schwer erkrankte und am 5. Dezember 1791 starb.
Durch die außergewöhnliche Qualität ihrer Musik wurde Die Zauberflöte ein sensationeller Erfolg. Allein Schikaneder hat sie mit seiner Truppe bis zur Eröffnung eines neuen Gebäudes im Jahr 1801, des Theaters an der Wien, 223 Mal auf die Bühne gebracht! Binnen weniger Jahre verbreitete sich die Oper im ganzen deutschen Sprachraum und rasch über die ganze musikalische Welt – noch heute gehört sie jedes Jahr zu den am meisten gespielten Opern weltweit.
Im Archiv der Stiftung Mozarteum finden sich zahlreiche Bühnenbildmodelle der “Zauberflöte”.
Die Heirat von Wolfgang und Constanze
Mozart und Constanze Weber lernten sich 1777 in Mannheim, damals Pfalzgrafschaft bei Rhein (heute Bundesland Baden-Württemberg), kennen. Zunächst war Mozart in Constanzes Schwester Aloysia, die älteste Tochter der Musikerfamilie Weber aus Zell im Wiesental im Schwarzwald, verliebt. 1781 traf Mozart die inzwischen nach Wien übersiedelte Familie Weber wieder. Seine verehrte Aloysia hatte inzwischen einen anderen Mann – den Hofschauspieler und Maler Joseph Lange – kennengelernt und geheiratet. In Wien wohnte Mozart eine Zeit lang bei der Familie Weber und so kam es, dass sich Mozart und Constanze besser kennenlernten und näherkamen. Ein Jahr darauf wurde im Wiener Stephansdom geheiratet. Es folgte eine glückliche Ehe und Partnerschaft, welche bis zum Tod von Wolfgang Amadé Mozart hielt. Die Beziehung zwischen Wolfgang und seiner Constanze war von Liebe und gegenseitigem Respekt geprägt. Aus vielen Briefen an seine Frau geht hervor, wie sehr Mozart seine Constanze liebte.
Constanze Mozart bekannte 1799 selbst offenherzig gegenüber dem Leipziger Verlag Breitkopf & Härtel, es seien die vielen Briefe Mozarts an sein „Liebstes, bestes Weibchen“ aus den letzten gemeinsamen Jahren, „die seine übergroße Zärtlichkeit für mich“, ausdrücken. Und 30 Jahre später, nunmehr als zweifache Witwe äußerte sie gegenüber dem Rostocker Musiklehrer und Mozart-Verehrer Friedrich Schwaan:
„Ich hatte zwey große ausgezeichnete Mäner, von denen ich gelibt und geschätzt, ja ich muß sagen, angebethet wurde; auch sie wurden beyde gleich, aufs zärtlichste von mir geliebt, und ich war daher zweymahlen vollkommen glücklich.“ (Brief vom 5. Dezember 1829)
Mozarts Tod
Viele Legenden und Mythen kursieren rund um Mozarts Tod am 5. Dezember 1791, denn nur wenige Fakten sind durch Dokumente sicher belegt. Über die genaue Todesursache rätseln Forscher weiterhin, einig ist man sich allerdings hierin: Gift war es nicht!
Das Totenbeschauprotokoll des Hausarztes Dr. Closset bescheinigte, dass Wolfgang Amadé Mozart am 5. Dezember 1791 an „hitzigem Frieselfieber“ verstarb. Die Angabe der Todesursache beschreibt keine eindeutige Krankheit, sondern folgt dem behördlichen Erlass, eine kurze Anmerkung der Todesart in deutscher Sprache anzugeben. Die ursächliche Todeskrankheit versuchen Mediziner seit mehr als 200 Jahren aus den oft erst viel später aufgezeichneten Beschreibungen von Zeitgenossen der Symptome und des Verlaufes der letzten Krankheit Mozarts zu bestimmen – mit unterschiedlichen Ergebnissen.
Ebenfalls späteren Berichten zufolge soll Mozarts Sarg am 6. Dezember 1791 gegen 15 Uhr am Nachmittag vor der sogenannten Kruzifix-Kapelle an der Nordseite des Stephansdoms eingesegnet worden sein. Von dort wurde er am selben Abend zum St. Marxer Friedhof gebracht, ein knapp 4 km entfernter damaliger Vorort Wiens. Gemäß einer Verordnung war es den Trauernden untersagt, den Leichenwagen über die Stadtgrenze hinaus zu begleiten.
Mozart erhielt wie viele seiner Zeitgenossen seines Standes ein Begräbnis dritter Klasse, was im Totenbuch („Bahrleihbuch“) der Dompfarre St. Stephan unter dem 6. Dezember 1791 vermerkt ist. Die Kosten dafür waren durch eine sogenannte „Stolordnung“ genau festgelegt. Die Beerdigung erfolgte in einem sogenannten „Schachtgrab“, in der Regel ein Grab mit vier bis fünf weiteren Toten, ohne Grabkreuz. Es handelte sich dabei jedoch nicht um ein „Armenbegräbnis“.
Der St. Marxer Friedhof wurde 1874 geschlossen und ist heute eine Parkanlage. Das 1859 für Mozart errichtete Grabmal befindet sich seit 1891 als Teil des Mozart-Monuments auf dem Zentralfriedhof in der Gruppe der Ehrengräber. Das St. Marxer Mozart-Grab, zu dem heutige Besucher pilgern, gestaltete ein Friedhofswärter danach aus nicht mehr benötigten Teilen anderer Gräber, um an der verwaisten Stelle wieder an Mozart zu erinnern. Es befindet sich auf dem Gebiet der ehemaligen Schachtgräber.